Die Institute für Anorganische Chemie, die Wissenschaftliche Einrichtung Chemie und die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät trauern um Prof. Dr. Dr. h.c. Rüdiger Kniep, der am 26.10.2024 im Alter von 79 Jahren verstarb.
Rüdiger Kniep wurde am 02.05.1945 in Straubing geboren. Nach einem Chemie- und Mineralogiestudium an der TU Braunschweig, die er 1970 und 1971 beide erfolgreich abschloss, folgte die Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften 1973, die er bereits hauptsächlich am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart durchführte. Es folgte ein kurzer Postdoc-Aufenthalt, bis er sich schließlich 1979 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf habilitierte und 1980 dort zum Professor ernannt wurde. 1987 folgte dann der Ruf zum C4-Professor an das für die deutsche Festkörperchemie historisch bedeutsame Eduard-Zintl-Institut für Anorganische Chemie der TU Darmstadt. Ab 1998 war er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2012 Direktor am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden.
Rüdiger Kniep prägte im Rahmen seiner Tätigkeit das Feld der Anorganischen Festkörperchemie in Deutschland nachhaltig und ebnete Wege zur modernen Materialchemie. Neben herausragenden Beiträgen zur Strukturchemie der Nitride, Nitridometallate und Borophosphate war Rüdiger Kniep vor allem weltweit auf dem Feld der Biomineralisation ausgewiesen. Er schaffte es damit die Bedeutung anorganischer Festkörper als durchaus biologisch relevante Werkstoffe herauszustellen; ein Feld, das sonst vornehmlich durch die Organische Chemie geprägt ist. Rüdiger Kniep beschrieb die Relevanz ausgewählter Mineralien wie dem Hydroxylapatit für die Schalen- und skelettale Zusammensetzung von Bioorganismen und wie eine solche Mineralisation mechanistisch in der Natur funktioniert. Aus seinen Beiträgen zur Struktur der Nitridometallate ergab sich zudem das Feld der Übergangsmetall-basierten Carbometallate, die inzwischen als sogenannte MAX-Phasen und MXene in der Materialchemie einen modernen, erfolgreichen Forschungszweig bilden. Dies zeigt eindrucksvoll, wie sehr Rüdiger Kniep seiner Zeit bereits voraus war. Seine wegweisenden Beiträge zur Entwicklung der Festkörperchemie wurden 2012 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart gewürdigt.
Rüdiger Kniep war fachlich ausgesprochen breit gefächert und interessierte sich für verschiedenste Bereiche der Festkörperchemie. Er war selbst noch nach seiner Emeritierung regelmäßiger und aktiver Besucher des traditionsträchtigen Hemdsärmelkolloquiums (HäKo), das ursprünglich von Prof. Dr. Wilhelm Klemm und Prof. Dr. Harald Schäfer 1965 in Münster als informelles Seminar gegründet wurde und sich mittlerweile zur wichtigsten Tagung der deutschen anorganischen Festkörperchemie entwickelt hat. In der wissenschaftlichen Gemeinschaft wurde Rüdiger Kniep vor allem für seine klare, kohärente und kritische Haltung geachtet und geschätzt – eine Eigenschaft, die es heutzutage in den Wissenschaften nicht zu verlernen gilt.
Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Rüdiger Kniep verliert die Anorganische Chemie einen wichtigen und geschätzten Akteur, der das Feld der Festkörperchemie maßgeblich mitgestaltet und als eine der starken Disziplinen im deutschen chemischen Umfeld etabliert hat. Die Kolleginnen und Kollegen der Anorganischen Chemie nehmen zutiefst Anteil mit seiner zurückbleibenden Familie und bewahren sein Andenken in Ehren.
Die Kolleginnen und Kollegen der Anorganischen Chemie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf